Natürlich möchten Sie wissen, wen Sie mit dieser sensiblen Aufgabe betrauen:
Ich bin ein 73er Jahrgang und eine echte Frankfurterin mit Pausen.
Die prägendste Pause dauerte 6 Jahre und führte mich mit Anfang 20 nach Mainz, zunächst auf die Schauspielschule und dann in Theaterengagements. Von dieser Zeit profitiere ich durch meine Stimm- und Sprechausbildung.
Als ich entschieden hatte nicht mehr als Schauspielerin arbeiten zu wollen, ging ich nach München. Ich hatte die Stadt zuvor besucht und mich sowohl in den Flair als auch in einen Mann verliebt. Ich blieb ein Jahr. Durch diese Zeit habe ich gelernt, dass sich Menschen und Gefühle verändern und ein ganzes Menschenleben viele Phasen durchläuft und von verschiedenen Seiten beleuchtet werden sollte, damit es komplett erzählt werden kann.
Nach der Zeit in München und dem Rückzug nach Frankfurt begann eine lange Reise mit vielen Veränderungen. Ich suchte mich sowohl privat als auch beruflich und wählte dann letzten Endes den vermeintlich sicheren Weg als Immobilienmaklerin und Ehefrau. Von dieser Zeit profitiere ich durch meine bezaubernde Tochter, von der ich eine neue Dimension der Gefühlswelt erlernt habe.
Mittlerweile bin ich ein zweites Mal verheiratet, ausgesprochen glücklich und lebe in einem gut funktionierenden Patchwork-Gefüge. Von meinem Mann lerne ich, dass zu einem ganzen Paket immer auch die unbekömmlicheren Seiten gehören.
Die letzten Jahre haben mich dem Thema Sterben und Tod sehr nah gebracht. Ich verlor Freunde, meine Stiefmutter und meinen Vater. Ich habe gesehen, was es heißt, Menschen im Sterben zu begleiten und den Bleibenden beizustehen. Von dieser Zeit habe ich gelernt, dass ich mit unserer Vergänglichkeit umgehen kann und möchte.
Eine Trauerrede basiert auf dem Gespräch, das wir zuvor geführt haben. Einer Begegnung, die eine vertrauensvolle Atmosphäre und einen guten Zuhörer braucht, der dann das Erzählte in würdevolle, der Wahrheit entsprechende Worte fasst. Jemand, der es zusammen mit den Bleibenden schafft, den Gegangenen so nachzuzeichnen, dass ihn die Zuhörenden mit vollem Herzen erkennen. Die komplette Gefühlswelt, all seine Lebensphasen, das ganzes Paket. So sehe ich meine Aufgabe.